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Danish editor "I am deeply ashamed to admit the other side won" - EU papers print Mohammed cartoons in solidarity as battle continues

Battle over Mohammed cartoons spreads in Europe
February 1, 2006

Mohammed-Karikaturen: Dänische Zeitung gibt sich geschlagen

http://www.welt.de/data/2006/02/01/839667.html

"Ich muß zutiefst beschämt zugeben, daß die anderen gewonnen haben", so der Chefredakteur. 17 arabische Staaten fordern eine Bestrafung der Verantwortlichen. Zehntausende Frauen demonstrieren in Sanaa

Kopenhagen/Kairo - Der Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed hält unvermindert an. Die französische Zeitung „France-Soir" und mehrere andere europäische Zeitungen druckten die von „Jyllands-Posten" veröffentlichten Mohammed-Karikaturen nach. Die Zeichnungen führten zu heftigen Protesten in der arabischen Welt.

Auf der Titelseite von „France-Soir" hieß es: „Ja, wir haben das Recht, Gott zu karikieren." Begleitet wurde dies von einer Karikatur, die die buddhistischen, jüdischen, muslimischen und christlicher Götter auf einer Wolke zeigt. Im Innenteil des Blattes werden zudem die dänischen Karikaturen gezeigt. Dazu heißt es: „Das Erscheinen der zwölf Zeichnungen in der dänischen Presse hat in der muslimischen Welt Emotionen ausgelöst, weil dort die Darstellung Allahs und seines Propheten verboten ist. Aber kein religiöses Dogma kann einer demokratischen und säkularen Gesellschaft auferlegt werden, 'France-Soir' druckt deshalb die kritisierten Karikaturen."

Bestrafung der Verantwortlichen gefordert

Derweil dauern trotz einer Entschuldigung der Zeitung „Jyllands-Posten" für die Kränkung religiöser Gefühle die anti-dänischen Proteste in der arabischen Welt an. In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa protestierten Zehntausende Frauen gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen. Wütende Studentinnen verbrannten dänische Fahnen und riefen zum Boykott dänischer Produkte auf. Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund 80.000 Frauen an der Protestaktion. 17 arabische Staaten forderten von Kopenhagen eine Bestrafung der Verantwortlichen für die Veröffentlichung der Karikaturen in der Zeitung „Jyllands-Posten". „Wir verurteilen, was von der dänischen Zeitung veröffentlicht wurde, da es die Religion des Islams und ihren hochgelobten Propheten beleidigt" erklärten die Innenminister der Arabischen Liga in Tunis.

Irakische Aufständische rufen im Internet zu Anschlägen auf

Die Büros der „Jyllands-Posten" in Kopenhagen und im Westen Dänemarks mußten am Dienstagabend geräumt werden, nachdem ein Anrufer vor Bomben gewarnt hatte. Die Polizei durchsuchte die Gebäude, fand aber keine Sprengsätze. Im Internet riefen irakische Aufständische ihre Anhänger zu Anschlägen in Dänemark und Norwegen auf.

„Jyllands-Posten" erklärte unterdessen den von ihr betriebenen "Kampf um die Meinungsfreiheit" durch Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen für verloren. Chefredakteur Carsten Juste sagte: „Ich muß zutiefst beschämt zugeben, daß die anderen gewonnen haben."

Eine der Karikaturen zeigt Mohammed mit einem Turban in Gestalt einer Bombe samt brennender Zündschnur. Auf einer weiteren Zeichnung hat er ein Schwert in der Hand. „Jyllands-Posten" veröffentlichte sie bereits am 30. September.

Die dänische Polizei bereitet sich inzwischen auch auf anti-muslimische Proteste in Kopenhagen vor. Im Internet gebe es bereits Demonstrationsaufrufe mehrerer Gruppen, sagte Vizepolizeichef Kjaergaard Moeller.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) äußerte sich „sehr beunruhigt" über die Reaktionen der arabischen Regierungen auf die veröffentlichten Karikaturen. Die Empörung und die Forderung, die dänische Regierung müsse einschreiten, seien ein Indiz für das Verständnis von Presse- und Meinungsfreiheit in den betreffenden Ländern, sagte RSF-Chef Robert Ménard.

DJV kritisiert den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen

Ein Sprecher des Deutschen Journalistenverbands (DJV) kritisierte hingegen in der „Netzeitung" den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen in deutschen Zeitungen. Veröffentlichungen in Wort und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, seine mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren. WELT.de/dpa


Artikel erschienen am Mi, 1. Februar 2006

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http://www.welt.de/data/2006/02/01/839513.html

MIM: Protest against Mohammed pictures sucessfull

Protest gegen Mohammed-Bilder erfolgreich

Boykottdrohung der arabischen Welt: Dänen sehen sich zu Entschuldigung bei Muslimen gezwungen

Boykott in Aman
Boykott in Aman
Foto: rtr

Kopenhagen - Nach heftigen Protesten in der moslemischen Welt hat sich die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" für die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed entschuldigt. Die satirischen Zeichnungen seien zwar mit dänischem Recht vereinbar, sie hätten aber "unwiderlegbar viele Moslems verletzt", erklärte Chefredakteur Carsten Juste auf der Website der Zeitung. Bei ihnen wolle man sich entschuldigen. Auch das norwegische Magazin "Magazinet" sprach sein Bedauern aus, weil es die Zeichnungen abgedruckt hatte.

Nach der Entschuldigung der Zeitung äußerte der dänische Regierungschef Anders Fogh Rasmussen die Hoffnung, daß es in der islamischen Welt nun nicht zu den angedrohten Boykottaktionen gegen Dänemark kommen werde. Er erklärte, persönlich hätte er niemals Bilder von Mohammed veröffentlicht. Allerdings sei eine Entschuldigung durch Dänemarks Regierung nicht möglich, weil Medien aufgrund der Pressefreiheit selbst über ihre Veröffentlichung zu entscheiden hätten.

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Auf den umstrittenen zwölf Mohammed-Zeichnungen, die "Jyllands-Posten" schon am 30. September veröffentlicht hatte, ist der Prophet und Religionsstifter unter anderem als finsterer Terrorist mit Bombe im Turban, aber auch zweimal als freundlich aussehender älterer Herr zu sehen. Auf einer anderen Zeichnung verwehrt er Männern den Zutritt zum Himmel mit den Worten: "Stopp! Uns sind die Jungfrauen ausgegangen." Eine weitere Karikatur mit vier stilisierten Frauenprofilen trägt die im Dänischen gereimte Unterschrift: "Prophet! Mit 'nem Knall im Kopf hält er Frauen unterm Deckel!"

Die dänischen Moslems haben die Entschuldigung von "Jyllands-Posten" angenommen. Ein Sprecher der islamischen Glaubensgemeinschaft in Dänemark, Kasem Ahmad, sagte gestern: "Wir danken dem dänischen Ministerpräsidenten und der ,Jyllands-Posten" ausdrücklich für das, was sie getan haben." Die dänischen Moslems hatten mit ihrer Kritik an den Karikaturen maßgeblich dafür gesorgt, daß diese auch in der islamischen Welt bekannt wurden. Das führte dann zu empörten Reaktionen bis hin zu Boykottdrohungen.

Bewaffnete Mitglieder der palästinensischen Al-Aksa-Brigaden hatten am Montag für kurze Zeit ein EU-Büro im Gaza-Streifen besetzt und von Dänemark und Norwegen eine Entschuldigung gefordert. Die Hamas und die Regierungen mehrerer islamischer Staaten riefen zu einem Boykott dänischer Produkte auf. Saudi-Arabien, Kuwait und Libyen hatten ihre Botschafter aus Kopenhagen abberufen.

Auch nach der Entschuldigung von "Jyllands-Posten" hielten gestern in der arabischen Welt die Proteste an. In Damaskus demonstrierten etwa 100 Syrer vor der dänischen Botschaft. In der palästinensischen Stadt Gaza verbrannten Demonstranten Bilder von Rasmussen. DW


Artikel erschienen am Mi, 1. Februar 2006

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http://www.welt.de/data/2006/02/01/839460.html

Verschärfte Konflikte um Mohammed-Karikatur

Todesdrohungen, Boykottaufrufe - Unter dem Druck muslimischer Proteste sucht Premier Rasmussen nach einem Ausweg

von Reiner Gatermann

Stockholm - Dänemark ist schockiert. Zwei Kulturen befinden sich auf Kollisionskurs. Die politischen Parteien haben sich auf einen Burgfrieden geeinigt, keine Attacken gegen die Regierung. Sie brauche Arbeitsruhe, um sich auf die Lösung des Konflikts konzentrieren zu können. Ausgelöst wurde dieser am 30. September mit der Veröffentlichung von zwölf Zeichnungen des Propheten Mohammed in der Tageszeitung "Jyllands-Posten". Seinen vorläufigen Höhepunkt fand er mit der Verbrennung dänischer und norwegischer Flaggen im Gaza-Streifen. Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen und "Jyllands-Posten"-Chefredakteur Carsten Juste befinden sich auf einem kulturell-religiösen-politischen Hochseilakt. Sie bedauern, die Gefühle "vieler Muslime" verletzt zu haben, verteidigen jedoch mit Nachdruck das Recht auf Veröffentlichung dieser Bilder.

"Wenn Sie mich persönlich fragen, kann ich versichern, daß ich solch einen Respekt vor der religiösen Überzeugung der Menschen habe, daß ich nie und nimmer weder Mohammed noch Jesus oder andere religiöse Gestalten auf eine Weise darstellen würde, die andere Menschen verletzen könnte", sagte der Regierungschef, um gleichzeitig festzustellen: "Es ist undenkbar, daß sich eine dänische Regierung im Namen einer dänischen Zeitung entschuldigt." Zudem betonte er, die Meinungsfreiheit sei unantastbar.

In Kopenhagen war sich offenbar über lange Zeit niemand bewußt, welche Ausmaße die Veröffentlichung der Mohammed-Zeichnungen, laut Chefredakteur Juste als "Beitrag zur inner-dänischen Debatte zur Meinungsfreiheit" gedacht, annehmen würde. Betroffen sind inzwischen vor allem die dänische Wirtschaft, Norwegen, wo das christliche "Magazinet" die Bilder nachdruckte und die norwegische Kirche die Veröffentlichung sofort danach verurteilte, und auch Schweden, das sich unschuldig betroffen fühlt. Dort publizierte eine Zeitung lediglich zwei Bilder. Inzwischen erreichte dieses Thema auch die EU. Es kam am Montag beim Außenministertreffen zur Sprache. Handelskommissar Peter Mandelson erklärte als Reaktion auf Boykottaufrufe arabischer Regierungen: "Ein Boykott dänischer Güter ist ein Boykott gegen die gesamte EU." Der Konflikt könnte noch weitere Kreise ziehen: Die Organisation Islamische Konferenz sowie die Arabische Liga wollen die Uno einschalten mit dem Ziel, Religionen mit Hilfe einer Resolution schützen zu lassen.

Saudi Arabien hat seinen Botschafter zu "Konsultationen" nach Riad zurück berufen, Libyen hat seine Botschaft geschlossen. Das norwegische Außenministerium schickte seinen Botschaften in arabischen Länder. Die Botschafter sollen erklären: "Ich habe Verständnis dafür, daß diese Zeichnungen in der gesamten muslimischen Welt Anstoß erregen."

Nach langem Schweigen und nachdem er heftiger Kritik vom dänischen Wirtschaftsverband, der ihm einen "offenen Brief" schickte, und anderen Institutionen ausgesetzt war, meldete sich jetzt auch Chefredakteur Juste zu Wort. Juste spricht von "vielleicht kulturell bedingten Mißverständnissen" und entschuldigte sich. Die dänischen Muslime haben diese Entschuldigung inzwischen angenommen. Ein Sprecher der islamischen Glaubensgemeinschaft in Dänemark, Kasem Ahmad, sagte im Rundfunk: "Wir danken dem dänischen Ministerpräsidenten und der "Jyllands-Posten' ausdrücklich für das, was sie getan haben."

In Skandinavien fragt man sich, warum es vier Monate dauerte, bis der Konflikt diese bedrohlichen Ausmaße annahm, obwohl noch Anfang Dezember in dieser Sache eine islamische Gruppe aus Dänemark einige Länder der Region besucht hatte. Daß die physische Bedrohung in Palästina am größten ist, wird mit der dortigen inneren Lage begründet. Oslo, Kopenhagen und Stockholm empfehlen ihren Bürgern, die Region zu verlassen. Schwedens Konsul in Jerusalem, Fredrik Kirst, sagt: "Wir nehmen die Drohungen äußerst ernst, auch wenn wir der Ansicht sind, daß sie ungerechtfertigt sind."

Bei einigen dänischen Unternehmen zeigen sich bereits wirtschaftliche Folgen. Am schlimmsten hat es den schwedisch-dänischen Molkereikonzern Arla betroffen, der seine Produktionsanlage in Riad schließen mußte und eine geplante umfassende Neuinvestition zurückstellte. "Die Lage ist jetzt so ernst, daß nicht auszuschließen ist, daß wir den Markt aufgeben müssen", sagt Arla-Informationschefin Astrid Nielsen. Der Mittlere Osten ist für den Konzern mit einem Jahresumsatz von umgerechnet über 400 Millionen Euro nach Schweden, Dänemark und Großbritannien der viertgrößte Markt. Der Boykottaufruf gegen dänische Waren, im Internet werden dazu unter anderen die Firmen Logos von Lego, Bang & Olufsen und Danisco gezeigt, kam am Freitag vergangener Woche. Er hat sich schnell ausgebreitet. Einigen Unternehmen seien bereits fertige Verträge gekündigt worden mit dem Hinweis, dänische Unternehmen seien nicht willkommen, berichtet Marianne Castenskiöld vom Industrieverband.

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Aus muslimischen Kreisen in Dänemark kommen verschiedene Vorschläge zur Konfliktlösung. Dazu gehört eine erneute Entsendung der Dezember-Gruppe, sie sollte gegen den Boykott plädieren. Es wird auch vorgeschlagen, die Regierung sollte als Zeichen der Versöhnung eine Moschee bauen.

Zwei Bischöfe bemerken, mit der Verbrennung der dänischen Flagge sei ein christliches Symbol, das Kreuz, geschändet worden. Die schwedische Tageszeitung "Svenska Dagbladet" stellt fest: "Man sollte sich nur einmal vorstellen, daß diese Länder genauso viel Energie aufbringen würden, um diejenigen, die Israel auslöschen wollen, zu bekämpfen."

Artikel erschienen am Mi, 1. Februar 2006

This item is available on the Militant Islam Monitor website, at http://www.militantislammonitor.org/article/id/1611